Schaut man in eine Liste der Gedenk- und Feiertage im Jahresverlauf, fallen der ausgehende Monat Oktober und der November besonders auf. Kaum ein Tag, der nicht an ein historisches Ereignis oder eine denkwürdige Begebenheit erinnern will. Mehrere Gedenkanlässe heben die Buchkunst und den Wert des Lesens hervor: Bereits am 24. Oktober läuft der Aktionstag der Deutschen Bibliotheken. Öffentliche Büchereien, wie etwa in Friedrichsthal, machen Literatur für alle zugänglich, fördern das Lesen und ermöglichen Bildung und Kultur.
Die Stiftung Lesen initiiert am 21. November einen bundesweiten Vorlesetag. Eine willkommene Gelegenheit in der trüben Jahreszeit, wenn Eltern oder Großeltern gemeinsam mit den Kindern ein spannendes Buch lesen. In Büchern tun sich Welten auf und wird unsere Phantasie beflügelt. Am 9. November bereits begehen wir in der katholischen Kirche den Buchsonntag, früher Borromäussonntag, benannt nach Bischof Karl Borromäus (Mailand, 16. Jh.), der Gebetshefte verteilte und den Gläubigen damit geistige Orientierung anbot. Wir werden eingeladen, wieder einmal ein gutes Buch zur Hand zu nehmen.
Der Reformationstag am 31. Oktober, den unsere evangelischen Mitchristen feiern, lenkt den Blick auf die Heilige Schrift als Quelle unseres Glaubens. Die Bibel fordert selbst auf, in ihr zu lesen und über sie nachzusinnen: „Forscht nach im Buch des HERRN und lest es! Nicht eines von alledem wird fehlen; zu keinem Wort wird man die Erfüllung vermissen; denn mein Mund ist’s, der es befohlen, und sein Geist ist’s, der sie gesammelt hat.“ (Jesaja 34,16).
Martin Luther hat das Buch der Bücher erstmalig in die deutsche Sprache übersetzt und damit für die breite Bevölkerung zugänglich gemacht. Seine Übersetzung machte die Heilige Schrift verständlich und schuf eine einheitliche deutsche Sprache, da er eine lebendige und volksnahe Ausdrucksweise wählte. Das II. Vatikanische Konzil hat den Schatz der Heiligen Schrift wieder neu entdeckt und den Tisch des Wortes in den Gottesdiensten reich gedeckt.
Wie bei jedem guten Buch, zu dem wir greifen, wird auch die Lektüre der Bibel zu einem Erlebnis, wenn wir in unserer Vorstellung einen inneren Schauplatz eröffnen. Wir reisen in die Landschaft der Bibel, begegnen Menschen, malen uns ihre Situation aus, setzen uns mit ihren Gefühlen und ihrem Handeln auseinander – und lassen uns im Herzen berühren. So wird die Bibel zum Spiegel der eigenen Seele und zur Lehrmeisterin für das Leben.
Daher lade ich ein: Nutzt die kommende Zeit, greift zu einem guten Buch – vielleicht auch zu der Bibel.
Ihr Gerd Fehrenbach, Diakon
„Bücher, ihr seid goldene Behälter, gefüllt mit Manna; Felsen, aus denen Honig sprudelt; Euter strotzend von der Milch des Lebens, unerschöpfliche Vorratskammern; der viergeteilte Strom des Paradieses, der die menschliche Seele labt und der durstigen Geist netzt und tränkt; fruchtbeladene Oliven, Wein von Engaddi, Feigenbäume, die keine Missernte kennen; brennende Lampen, immer in den Händen zu tragen.“
(Richard Aungerville, Bischof von Durham und Bibliophiler, 1281 – 1345)

